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Bruderrat einstimmig bestätigt

Gepostet am Jan 27, 2023 von in Allgemein |

Weinbruderschaft Collegium Vinum eröffnet Weinjahr mit dem 347. Ordenstag

Einmütig für die nächsten drei Jahre bestätigt wurde der Bruderrat des Collegium Vinum beim 347. Ordenstag in der Kronenstube des Gasthauses „Drei Kronen”. Somit führt Rudi Rack die Weinbruderschaft bereits in seinem 19. Amtsjahr. Stellvertreter ist weiterhin Edgar Rosenberger. Als Weinmagister fungiert Getraude Höhner, Kellermeister ist Wolfgang Gottwald. Als Kultur-Impressario wirkt Costantino Ricciardi. Neu besetzt wurde der Beiratsvorsitz mit Ullrich Haase. Im Namen des Bruderrates dankte Brudermeister Rack für das Vertrauen, welches Verpflichtung und Ansporn sei, zum Wohle der Gemeinschaft zu wirken. Unter dem Applaus der Versammelten dankte Rack dem von der Versammlung berufenen Wahlleiter Wolfgang Oberbossel für den versiert zügigen Wahlgang.

In seinem Bericht erinnerte Rudi Rack daran, dass die Ordenstage 2021 und 2022 leider abgesagt werden mussten. Die auch im zurückliegenden Jahr weiter grassierende Pandemie habe kaum Veranstaltungen zugelassen, bis auf wenige Termine in der „Kronenstube“. Im Jahre 2021 seien nur drei Weinverkostung möglich gewesen. Kellermeister Wolfgang Gottwald habe Rückschau gehalten mit dem Resümee, dass Wein systemrelevant sei. „Gern erinnern wir uns an die Aufnahme unseres Weinbruders Ulrich Haase, eingebunden ins Kelterfest des Seligenstädter Gesangvereins Germania 03, im würdigen  Rahmen  des  Prälaturgartens der ehemaligen Benediktiner-Abtei. Wir sind stolz auf Ulrich Haase, der sich nicht nur bei seiner Aufnahme, sondern auch im Vorfeld und während der Degustationen als profunder Weinkenner unser aller Hochachtung erworben hat”, berichtete Rack und sprach dem Neumitglied Dank aus. Anspruchsvoll, aber mit glücklichem Ende, so könne man die Weinlese 2022 bilanzieren. Eines lasse sich jedoch vorwegnehmen: Der Jahrgang 2022 besteche durch eine bemerkenswerte Vielschichtigkeit und Frucht. „So können wir uns auf Weine mit optimalen Säurewerten und einer ausgeprägten Aromatik freuen,” fasste der Brudermeister zusammen und rief den Verlauf des zurückliegenden Weinjahres in Erinnerung: Aufgrund des warmen Frühjahrs habe es keine Spätfrostschäden gegeben, wodurch die Rebenentwicklung in den Frühlingslingsmonaten schnell voranschritt. Die Reife sei durch lange Trockenheit und die miteinhergehende Dürre in den Sommermonaten stark beschleunigt worden. Das Zusammenspiel von Boden und Klima lieferten gerade in Rheinhessen, Pfalz, Nahe und Baden einen nie dagewesenen Reifevorsprung. Wir erinnern uns, die andauernde Hitze in den Sommermonaten und der späte Regen im Herbst machten die Lese oft zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Durch die Spätsommerhitze wurden zu Beginn die Burgundersorten früher reif und mussten teilweise eilig eingebracht werden. Bei der Rieslingernte war ein langer Atem gefragt. Insgesamt wird der Jahrgang trotz der Hochs und Tiefs der Witterung vielversprechende Weine mit der richtigen Balance aus toller Frucht, moderater Säure und etwas niedrigeren Alkoholgehalten sein. Besonders zufriedene Winzer finden sich in Rheinhessen, Nahe, Pfalz, Baden, aber glücklicherweise auch in Franken und an der Ahr.” Trotz der hohen Temperaturen seien die 22er Weine dem Erachten des Brudermeisters nicht von Überreife geprägt, mit Säurewerten im Idealbereich, gerade bei trockenen Weinen. Besonders verheißungsvoll scheine der Jahrgang für die Rotweine zu sein. Der Brudermeister dankte der Gemeinschaft für die Verbundenheit zum Weinzirkel. Denn gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtiger denn je, zusammen zu rücken und zusammen zu halten, dem Guten und Schönen die besten, das bedeute, „die genussvollsten Seiten abzugewinnen und somit diesem Leben, das so schön sein kann, wenn wir es zulassen.”

Das Jahresmotto „Stilwandel mit Piwi-Weinen?” erläuterte der Brudermeister. Der Begriff „PiWi“ stehe für pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die eine besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau aufwiesen. Beide pilzliche Schaderreger seien im 19. Jahrhundert mit Wildreben aus Amerika eingeschleppt worden und hätten sich seitdem im europäischen Weinbau festgesetzt. Durch die klassische Kreuzung von amerikanischen Wildreben mit natürlichen Resistenzen gegen die Erreger und europäischen Weinreben (Vitis Vinifera), die für hohe Weinqualitäten stünden, konnten in den letzten Jahren hierzulande neue nachhaltige Rebsorten gezüchtet werden, die kaum noch Pflanzenschutz benötigten. Hierzulande würden aktuell erst knapp drei Prozent der angebauten Rebflächen mit Piwis bepflanzt. Sie legten aber von Jahr zu Jahr ebenso dynamisch zu, wie beispielsweise die Weißweinsorten „Cabernet Blanc“ oder „Souvignier Gris“, die zusammen bereits auf über 300 Hektar angebaut würden.

Unter der Jahressentenz „Der Wein hält nichts geheim” sei die gesellige Runde 2022 angehalten worden, den präsentierten guten Tropfen auf den Grund zu gehen, berichtete Kellermeister Wolfgang Gottwald rückblickend und ging auf die von ihm aufgezeichneten Probenprotokolle ein: „Die Kellermeister aus den Regionen Rheinhessen, Baden über die Steiermark bis hin nach Neuseeland zeigen ihr Können in den edlen Tropfen.” Die klassischen Rebsorten hätten durchweg überzeugen können.

Als besonderes Event habe das Collegium Vinum an dem Umzug zum Weinfest in Partenheim teilgenommen. Der Umzug habe sich durch die Gassen des Ortes geschlängelt, die vom jubelnden Publikum gesäumt waren. Neben den leckeren kulinarischen Köstlichkeiten, die die Winzer in ihren Höfen präsentierten, hätten sich die an den Weinständen ausgeschenkten Weine als Gaumengenuss erwiesen. So sei belegt worden, dass sich die Winzer auch mit anderen europäischen Rebsorten auseinandersetzten und so auch den hauptsächlich in Österreich heimischen Grünen Veltliner zu einem genussvollen Wein ausbauten.

„Der Versuch beim Weinwisserstammtisch am 2. Oktober einem alkoholfreien Wein Genuss abzugewinnen, scheiterte kläglich. Es konnte nur unisono festgestellt werden: wenn kein Alkohol, dann konsequent auf Traubensaft umsteigen,” berichtete Wolfgang Gottwald augenzwinkernd, bevor er einen kleinen Ausblick in die Zukunft gab. Der Klimawandel stelle neue Herausforderungen an die Winzer. Ein großes Thema sei dabei die Austrocknung des Bodens, der man mit Begrünung der Weinberge begegnen wolle. Viele Winzerfamilien stünden vor einem Generationswechsel oder hätten diesen bereits vollzogen. Viele der Töchter und Söhne hätten fundierte Kenntnisse, nicht nur in Weinbauschulen, sondern auch international erworben, so dass sie mit aktuellstem Wissensstand die anstehenden Anforderungen   bewältigen    würden. Dies lasse auch zukünftig auf edle und feine Weine zur Verkostung hoffen. Mit einer Terminvorschau, der Weindegustation und einem festlichen Menü klang der Jahrestag heiter aus.