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Wein ist systemrelevant: Genuss trotzt der Corona-Krise

Gepostet am Apr 5, 2022 von in Allgemein |

Kellermeister Wolfgang Gottwald blickt auf gelungene Weinwisserstammtische 2020 und 2021 zurück

Nach dem letzten Treffen im November 2021 kam das Collegium Vinum erstmals in diesen Jahr am 3. April zum Weinwisserstammtisch in den „Drei Kronen“ zusammen. Brudermeister Rudi Rack freute sich über die rege Teilnahme und zeigte sich begeistert von den hohen Qualitäten der von den Mitgliedern zur Degustation anstellten Weine, teilweise aktuell aus dem vergangenen Jahrgang.

Kellermeister Wolfgang Gottwald (Bild) blickte mit seinem Bericht auf die Jahre 2020 und 2021, welche durch Corona geprägt waren. So konnte nur am 12. Januar 2020 das letzte Mal der Ordenstag abgehalten werden. Im Jahre 2021 war es möglich im Sommer und Herbst insgesamt sich dreimal zu einer Weinverkostung zu treffen.

Die unabhängige Meinungsfindung im Kreise des Collegium Vinum lässt auch Spitzenweingüter nicht immer hohe Bewertungen zukommen, sondern auch oft Weingüter, die von einem den Mitgliedern entdeckt werden und deren Weine der Qualität von Spitzenweingüter nicht nachstehen, berichtete Wolfgang Gottwald. So sei es auch möglich, dass Spitzenweingüter, die sich mit dem Ausbau von Neuzüchtungen beschäftigen, Weine erzeugen, die nicht zusagen. So konnte die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut mit der Rebsorte André keinen Blumentopf gewinnen.

Nicht zuletzt auch durch die besondere Lage am Kaiserstuhl, die komplexe, ausdrucksstarke und harmonische Weine hervorbringen, konnte das Weingut Landerer aus Vogtsburg-Oberrotweil mit seinem Spätburgunder aus dem Jahre 2017 eine Bestnote erzielen. Die Weinkellerei Kressbrunn am Bodensee stand mit seinem ausgebauten Spätburgunder dieser Qualität nicht nach.

Die im August 2021 verkosteten Weine waren durchweg von guter Qualität. Die Weißburgunder aus dem Frankenland konnten hier überzeugen. Ein Flirt mit der Rebsorte Chardonnay, die insbesondere in Rheinhessen und der Pfalz Einzug gehalten hat und die dem aus Frankreich stammenden Chardonnay ist nicht nachsteht, überzeugte durch seine Harmonie.

Aber auch die Weine aus der Toskana, deren Ausbau auf der autochthonen Rebsorte Vernaccia – nicht zu verwechseln mit dem Vernatsch aus Tirol – basiert, stehen ganz oben im Genuss. Ebenso haben es die Sizilianer geschafft, edle Weine auszubauen. So konnte der Wein der Rebsorte Vermentino von der Westküste Siziliens einen überzeugenden Beitrag leisten.

Die Weinverkostung im Oktober konnte ebenfalls mit guten bis hervorragenden Weinen überzeugen. Der vom Weingut Landerer aus dem badischen Vogtsberg-Oberrotweil  ausgebaute Curvée aus  Cabernet-Sauvignon und Merlot nach der Methode Saignèe unter der Bezeichnung Saigner überzeugte als feindfruchtiger Sommerwein. Der Begriff Saignèe stammt aus dem französischen und bedeutet wörtlich Aderlass. Er bezeichnet eine Methode zur Bereitung von Roséwein. Der entstehende Roséwein wird dichter und konzentrierter, weil sich die Gerbstoffe, Aromen und Farbstoffe verteilen. Es zeigte sich aber auch, dass die handelsüblichen Weine eine begrenzte Lebensdauer haben. So konnte ein Spätburgunder aus dem Jahre 1999 aus der Bourgogne nicht mehr bewertet werden.

Als Spitzenwein konnte ein Wein aus Alba in Piemont der Rebsorte Barbera als im Barrique ausgebauter trockener harmonischer kraftvoller nach Dörrpflaume schmeckender Wein verkostet werden. Der Barbera d‘Alba soll zu mindestens 85% mit der Rebsorte Barbera ausgebaut werden. 

Die letzte Weinprobe im Jahr 2021 präsentierte Weine aus klassischen Rebsorten wie Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder, einige exotische Kreationen und einem Spitzenwein aus dem französischen Gebiet des Languedoc des Weingutes Domaine Sainte Sophie.

Das namhafte Weinhaus von Robert Weil in Kiedrich konnte mit seinem 2017er Spätburgunder sich befriedigend darstellen. Dagegen ließen die Weingüter Jülg aus Schweigen-Rechtenbach in der Pfalz und der Kaiserstühler Winzerverein aus Vogtsburg-Oberrotweil Spitzen Spätburgunder auf der Zunge vergehen.

Das Weinhaus Fritz Allendorf aus Oestrich-Winkel hat mit seinem Spätburgunder aus der Assmannshäuser Lage fast erwartungsgemäß einen trockenen, im Barrique ausgebauten, Spitzenwein zur Verkostung präsentiert. Als Auktionator versteigert Ulrich Allendorf die jedes Jahr stattfindende Versteigerung der 12 VDP-Weingüter des Rheingaus. Er selbst konnte seinen eigenen Riesling, ein 2020er Goethe Wein aus dem Brentanohaus in der zwölf Literflasche für 6600 Euro versteigern. Das Weingut Robert Weil ließ eine 12 Liter Flasche „Unser Aufbruch“ von insgesamt nur drei in dieser Qualität erzeugten Weine versteigern. Die Flasche erzielte 31.500 Euro. Der Erlös kam gemeinnützigen Zwecken zugute.

Als Exot stellte sich der von den Lauffener Weingärtnern aus Lauffen am Neckar erzeugte Rotwein dar. Dieser wurde als Komposition mehrerer Rotweinsorten in einem alten Whiskyfass aus Eiche ausgebaut. Die Primäraromen der Reben wurde von der Würze der alten Fässer übertönt.

Die Komposition aus dem Reben Syrah, Mazuelo, Mourvedre und Grenache des Weingutes Domaine Sainte Sophie aus Saint Christol im Languedoc überzeugte mit seinem vollmundigen, körperreichen Abgang und harmonisch eingebundenen reifen Tanninen die Gaumen der Verkoster. Die Wahl der Rebsorten für diese Komposition zeugen von einer gezielten Bestimmung des Geschmacks. Die Hand des Kellermeisters hat die Komposition zu einem edlen Wein ausgebaut.

Bei Wolfgang Gottwalds Zusammenfassung wurde bei dem einen oder anderen Weinwisser die Erinnerung an diese erlebnisreichen und spannenden Weine wachgerufen.