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Schauen, prüfen, schlürfen, riechen

Gepostet am Aug 27, 2018 von in Allgemein |

Von Bina Stutz (Allgemeine Zeitung, Mainz)

Gebührend zelebriert wurde beim Guntersblumer Kellerwegfest die Neuaufnahme eines Weinbruders ins Collegium Vinum: Constantino Ricciardis Wurzeln liegen in Sizilien.

 

Prüfung bestanden: Im festlichen Ornat wird der neue Weinbruder des Collegium Vinum, Constantino Ricciardi (vorne, 4. v. rechts), in den erlauchten Kreis der Weinkenner aufgenommen. Mit ihm stoßen unter anderem an die in Weiß gewandete Ortsbürgermeisterin Claudia Bläsius-Wirth sowie Brudermeister Rudi Rack (2.v.r.) und Kellermeister Wolfgang Gottwald (r.).Foto: hbz/Harry Braun

GUNTERSBLUM – Zu Schalmeienklängen schreiten mittelalterlich gewandete Damen und Herren den Kellerweg entlang zur Bühne am Julianenbrunnen. Allen voran die Standarte, die sie als „Collegium Vinum“ auszeichnet. Die Kulisse des Kellerwegfestes nutzt die Weinbruderschaft Rhein-Main von 1676, die zweitälteste Deutschlands, um die Aufnahme eines Neuen in ihren Reihen feierlich zu zelebrieren.

Die Ortswahl ist nicht zufällig, denn Rudi Rack, Brudermeister der erlauchten Weinfreunde und -kenner, ist am Guntersblumer Kellerweg ansässig. Er macht den Zeremonienmeister, begrüßt das Publikum und stellt Constantino Ricciardi in launigen Reimen als Zukünftigen vor. Immer wieder bläst Harald Strohm – passionierter Jäger und als Gästeführer den Guntersblumern gemeinsam mit seiner Frau Regina wohlbekannt – dazu ins Jagdhorn. Die Zuhörer erfahren, dass Weinjunker Ricciardi, 1940 geboren im sonnigen Sizilien, seine Schulzeit in Ancona verbrachte und nach dem Abitur und der Fachschule für Hotel den Berufsweg als Manager und Empfangschef einschlug. Er folgte seiner Maria nach Rheinhessen und eröffnete im Herzen von Mainz das angesagte Lokal „Bauernschänke“ mit rheinhessischen Spezialitäten und Weinen. Auf 18 erfolgreiche Jahre im Dienste Mainzer und internationaler Gäste folgten elf Jahre Sommelier im Europa-Hotel. Dann zog er nach Seligenstadt, dem Sitz des Collegium Vinum, und lebt dort mit Helga, seiner zweiten Frau, und fest verbunden geblieben mit Rheinhessen.

Vor der feierlichen Aufnahme muss Ricciardi die Weinprüfung bestehen. Aufmerksam hört er auf die Fragen von Magisterin Gertraude und beantwortet alle richtig: Im Gegensatz zu Rosé besteht Weißherbst aus nur einer Rebsorte, Fenster am Weinglas entstehen durch den Alkoholgehalt, Portugieser ist eine Rebsortenbezeichnung, bei Spätlese spricht der Fachmann von der vollreifen Traube, mit drei Fingern am Stiel hält man das Weinglas perfekt.

Auf Theorie folgt die Praxis. Sensorik. Drei Gläser sind mit heller Weinflüssigkeit gefüllt, welches Glas enthält Wein aus roter Traube? Rack empfiehlt: „Schauen, prüfen, schlürfen, riechen! Duft soll in die Nase kriechen. Dann im Mund in allen Ecken, kauen, beißen, schmatzen, schmecken! Drauf bedächtig und gediegen hin und her den Kopf wohl wiegen, will ja schließlich Kenner sein vom besten Rheinhessenwein!“ Auch das gelingt. Die Prüfung ist bestanden.

Weinjunker Ricciardi wird mit Ornat versehen und fortan gelten ihm die Ziele der Weinbruderschaft Collegium Vinum: das Kulturgut Wein in verständiger Gemeinschaft erleben. Die Weinbruderschaft mit ihren maximal 37 Mitgliedern ist ein privates Bündnis, ein idealistischer Förderkreis bekennender Weinliebhaber, die für Echtheit, Kultur, Wissen und Geselligkeit rund um den Wein eintreten. „Ergo bibamus! – Also lasst uns trinken!“ ist der Wahlspruch des Collegium Vinum.

Nach dem feierlichen Eintrag ins Goldene Buch bedankt sich Brudermeister Rack für die freundliche Aufnahme und Unterstützung in Guntersblum zum Kellerwegfest bei Ortsbürgermeisterin Claudia Bläsius-Wirth und Christian Siegmund, dem Vorsitzenden des Verkehrsvereins.