Bruderrat für drei weitere Jahre bestätigt
Weinbruderschaft Collegium Vinum hatte Vorstandswahlen und feierte 341. Ordenstag
Seinen 341. Ordenstag feierte die Weinbruderschaft Collegium Vinum am Sonntag, 15. Januar 2017, im Kronensaal des historischen Gasthauses ,,Zu den drei Kronen“ in Seligenstadt. Im Mittelpunkt der Tagesordnung stand die Wahl des Bruderrates. Als Wahlleiterin wurde Weinschwester Gerda-Jakob-Schwing vorgeschlagen und gewählt. Zügig erfolgte die Wahl des Bruderrates, der in allen Ämtern für weitere drei Jahre bestätigt werden konnte: Brudermeister Rudi Rack, Stellvertretender Brudermeister Edgar Rosenberger, Weinmagister Gertraude Höhner, Kellermeister Wolfgang Gottwald, Secretarius Manfred Friedrich, Erste Beisitzerin Gisela Vorgang, zweiter beisitzer Dr. Peter Kappen. Im Namen des Bruderrates dankte Rudi Rack für das Vertrauen mit der Bitte, den den Vorstand in seiner Arbeit zu unterstützen.
Keller-Exkursion
Zuvor gab Brudermeister Rudi Rack seinen Jahresbericht zur Kenntnis. Besonders beglückend sei es für ihn, heute nahezu alle Mitglieder begrüßen zu dürfen und dafür dankte Rack herzlich. Allen voran dem Ehrenmitglied Dr. Peter Kappen, dem Bruderrat und allen Weinjunkern. Groß sei die Freude über das Interesse langjähriger Freunde aus Hochstadt, welche den dortigen Winzerverein mit Leben und gutem Wein erfüllen sagte Rack und begrüße die Eheleuten Fromm und weitere Gäste. Das zurückliegende Weinjahr habe man mit dem Ordenstag im barocken Ambiente des Winterrefektoriums des einstigen Benediktiner-Klosters zu Seligenstadt eröffnet. Im 340. Jubiläumsjahr sei damit allen ein ganz besonderes Erlebnis zuteil geworden, welches die Weinmagisterin Gertraude Höhner ermöglicht hatte. Auf acht Weinwisserstammtische dürfe man im abgelaufenen Jahr zurückblicken, bei denen die seit 100 Jahren zugelassene Bukettsorte Scheurebe im Mittelpunkt gestanden habe. Überwiegend typische Scheureben seien zur Verkostung gekommen. Sämtliche Degustationsnotizen fasste, wie bereits in all den Vorjahren, unser Kellermeister Wolfgang Gottwald zusammen. Dafür sagte Rack Anerkennung und Dank.
Zu den Glanzlichtern des abgelaufenen Weinjahres zählte der Beusch des Guntersblumer Kellerwegfestes am Wochenende des 26. und 27. August. Lebhaft seiendie Erinnerungen an die Keller-Exkursion, die der Wein- und Kulturbotschafter Bernhard Degünther zum Erlebnis gemacht habe. Der anschließende Besuch der Guntersblumer Winzer habe einmal mehr das Qualitätsstreben am Rhein belegt.
Spannendes Weinjahr
Das Weinjahr 2016 war ein sehr spannendes, erklärte Rudi Rack: ,,Wie wir wissen, ergibt sich der Geschmack eines Weines aus einer Fülle verschiedenster Faktoren. Dazu zählen die Rebsorte, der Boden, die Lage, die Arbeit des Winzers, die „Arbeit“ der Hefen, die Lagerung, der Genusssituation und noch vieles mehr. Einer der wichtigsten Einflussfaktoren ist jedoch die Witterung des Jahres, in welchem die Trauben reifen, also der eigentliche Weinjahrgang. Er ist am wenigsten vom Winzer steuerbar. Vorweg gilt die Einschätzung, dass es sicherlich eines der spannendsten Jahrgänge der letzten Dekade war. Das mag zwar auch daran hängen, dass man durch immer ausgefeiltere Prognosesysteme schon vorher zu glauben weiß, was die nächsten Tage passieren wird. Die Natur hat dann aber doch wieder die eine oder andere Überraschung parat. Der Winter zeigte sich ausgesprochen mild, es gab selten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und von Schnee war weit und breit nichts zu sehen. Viele Winzer unkten schon, dass wieder mal alle Schädlinge durch den Winter kommen. Insbesondere die seit einigen Jahren auftretende Kirschessigfliege konnte so optimal überwintern. Kritisch wurde es dann nochmal, als der Winter eigentlich vorbei war und zum Austrieb der Reben Ende April und Anfang Mai in Bodennähe leichter Frost die eine oder andere Knospe schädigte. Im Vergleich zu anderen Weinbaugebieten waren die Schäden jedoch gering und die erste Hürde für den mengenmäßigen Ertrag des 2016er Jahrgangs war genommen.
Qualitätsjoker
Der Mai und Juni zeichneten sich durch normale Temperaturen aber auch durch rekordverdächtige Niederschläge aus, teilweise bis zum dreifachen eines normalen Monatsniederschlags. Der durchnässte Boden führte dann zu massiven Problemen bei den Pflanzenschutzmaßnahmen, da die Rebzeilen nicht befahrbar waren. Somit stieg der Infektionsdruck der Pilzkrankheiten. Insbesondere die ökologisch wirtschaftenden Betriebe litten unter der Situation. Vielfach kam es zu enormen Ertragsausfällen, die sich jedoch – so ungewöhnlich wie das jetzt im Nachhinein betrachtet auch klingen mag – zum absoluten Qualitätsjoker entwickelten. Doch dazu später mehr.
Rekord-September
Die Vollblüte war je nach Rebsorte und Region zwischen Mitte und Ende Juni, was hinter dem langjährigen Mittel lag. Auch die enorme Differenz zwischen Blütezeitpunkt an der frühen Rheinterrasse und dem Hügelland sehr prägnant, so dass im Sommer teilweise ein Entwicklungsrückstand von über zwei Wochen gegenüber dem langjährigen Mittel zu verzeichnen war. Spätestens jetzt war klar, dass die Rekordmostgewichte des Vorjahres nicht erreicht werden würden. Nichts desto trotz war der Blüteansatz zwar spät, aber gut. Ab Juli kam die Kehrtwende bezüglich der Witterung. Die Monatsniederschläge nahmen stark ab, so dass es auf leichten Böden zu Trockenstress für die Reben kam. Der richtige Sommer kam dann erst Mitte August, der Maximalwert wurde mit 35°C erst Ende August erreicht. Sorten- und lagenweise kam es teilweise zu massivem Sonnenbrand an den Trauben. Der September setzte dann nochmal eines drauf und ging in Oppenheim mit 4 Grad über der Norm in die Geschichte ein. Das wiederum machte der Kirschessigfliege so richtig den Garaus. Sie mag reife, rote Trauben, aber keine trockene, heiße Umgebung. Den Schatten hatten ihr die Winzer mit den akribisch ausgeführten Entblätterungsmaßnahmen ohnehin genommen. Der Reifebeginn lag wie eingangs vermutet bis zu zwei Wochen hinter dem langjährigen Mittel. Die Lese begann mit den frühreifen Rebsorten für Federweißer zwar schon Ende August, allerdings mit sehr bescheidenen Mostgewichten. Diese stiegen erst im September massiv an, weshalb die Hauptlese in Rheinhessen und Franken auch erst Ende September in Gang kam. Die Winzer wollten schließlich möglichst viele Sonnenstrahlen einfangen. Für spätreifende Rotweinsorten hätte es können noch der eine oder andere Sonnentag mehr sein, aber jetzt zeigte sich ein weiterer Effekt des späten Sommers: Die Nächte waren im September ebenfalls extrem warm, was zu einem starken Abbau der Säure führte. So orientierte sich der Lesezeitpunkt vielfach an der Entwicklung der Säure. Die harmonische Säure des Jahrgangs 2016 kommt dem Geschmack der Weinkenner aber absolut entgegen. Überraschend waren für viele Winzer die guten Erträge. Die Jungweine präsentieren sich qualitativ sehr gut. Es bestätigt sich, dass letztlich der Witterung in den Wochen vor der Ernte und im Herbst selbst die größte Bedeutung für die Qualität der Trauben zukommt.“ Sein innigster Wunsch sei es, so Rudi Rack, sich um die Zukunft fer ehrbaren Weinbruderschaft keine Sorgen mehr machen zu müssen: ,,Wir alle haben es in der Hand, wie das Glas, das wir mit unserem Trinkspruch auf ein glückliches Jahr 2017 erheben: Ergo bibamus!“
Termine 2017
In 2017 sind neun Weinwisserstammtische geplant. Außerdem wollen die Weinjunker am 18. Juni das Verbandsgemeinde-Weinfest Bad-Kreuznach in Pfaffen-Schwabenheim besuchen, am 30. Juli am „Weinfest im fröhlichen Weinberg“ in Nackenheim teilnehmen und auch das Kellerweg-Fest in Guntersblum am Rhein am 20. August besuchen. Dazu sind Gäste, die sich zurvor anmelden, wie immer, herzlich willkommen.
Über ihre Wiederwahl für die Amtsperiode der nächsten drei Jahre freuten sich die Mitglieder des Bruderrates (von links nach rechts) Zweiter Beisitzer Dr. Peter Kappen, Weinschwester Eva Brüning-Rehbein, stellvertretender Brudermeister Edgar Rosenberger, Wahlleiterin Gerda Jakob-Schwing, Brudermeister Rudi Rack, Kellermeister Wolfgang Gottwald, Weinmagister Gertraude Höhner, Secretarius Manfred Friedrich und Erste Beisitzerin Gisela Vorgang. Fotos: RM