Collegium Vinum bestätigt Bruderrat einstimmig
Alzenau-Albstadt – Der Bruderrat der Weinbruderschaft Rhein-Main von 1676, Collegium Vinum, wurde beim 331. Ordenstag am Freitag, 5. Januar 2007, im Rebenhof Albstadt einstimmig bestätigt. Unser Bild zeigt von links den Kellermeister Wolfgang Gottwald, erster Beirat Gerda Jakob-Schwing, Brudermeister Rudi Rack, Secretarius Manfred Friedrich, zweiter Beirat Dr. Peter Kappen und Weinmagister Karl-Maria Wilhelm, im Vordergrund den neunjährigen Standartenträger und „Maskottchen“ Marcel Lucien Rack. Zum Wahlleiter ernannte die festliche Versammlung das langjährige Mitglied Willi Schäfer, der wie andere Weinjunker aus der Runde, dem Brudermeister für eine Vorstandsarbeit mit langanhaltendem Applaus dankten. Rudi Rack gab dieses Lob an seinen Bruderrat und die aktiven Mitglieder weiter. Sie alle hätten zum Gelingen des zurückliegenden Jubiläumsjahres beigetragen. Im Anschluss gab es eine Weinverkostung im Rahmen eines festlichen Menüs von Marie Rack.
Zuvor gab Brudermeister Rudi Rack seinen Jahresbericht ab: „Frisch, lebendig, rassig – so wie der aktuelle Weinjahrgang 2006 – den ich später ein wenig näher betrachten will – ist auch unsere Weinbruderschaft im 331. Jahr ihres Bestehens. Ich darf hier für alle sprechen, wenn ich zufrieden bilanziere, dass das zurückliegende Jubiläumsjahr für uns ein ganz herausragendes war, ein wirklicher Meilenstein in der Historie des Collegiums Vinums. Angefangen mit dem Jahrestag 2006 über den glanzvollen Ball am 22. April im Seligenstädter Riesen bis hin zu unseren Weinreisen nach Wörrstadt und Osthofen – mit allem kann man durchaus zufrieden sein.“ Er wünsche sich von allen, so Rudi Rack, egal ob er im Anschluss von der hohen Versammlung in seinem Ehrenamt und für sein Handeln an der Spitze der Weinbruderschaft bestätigt werde oder auch nicht, dass alle weiterhin felsenfest hinter der Gemeinschaft stehen und die Ideale und Ziele auch künftig mit Überzeugung vertreten und nach außen tragen. Rack: „Damit zeigen wir, dass wir kein rückwärtsgewandter Heimatverein sind, sondern ein Freundeskreis von bekennenden, lebensbejahenden Feinschmeckern. Nur so kann die von uns getragene, stolze Tradition in dieser schnelllebigen, von nur noch wenigen Idealen geprägten Zeit und auch künftig Bestand haben. Ich denke, dass jeder Einzelne unseres Zirkels die schönen Stunden genießt, die wir weinverständig miteinander verbringen durften und hoffentlich noch recht lange auskosten dürfen.“ Auch das vor uns liegende Jahr sei nicht weniger verheißungsvoll. Rack: Neben den beliebten Weinwisserstammtischen, die mit zwei Ausnahmen hier im Rebenhof stattunden werden, wollen wir die im November vergangenen Jahres gegebene Jahresdevise: „Collegium Vinum knüpft das Band zu Bergstraße und Frankenland“ genußvoll umsetzen. Für die Weinwisserstammtische an den Sonntagen, 25. Februar 2007 und 18. November 2007 liegen uns Einladungen unserer Mitglieder Klaus Giegerich und Gerda Jakob-Schwing vor.
Wie es das Protokoll verlangt, gab Rudi Rack einen kurzen Jahresrückblick in Sachen Weinjahrgang 2006 ab. Es war der „schnellste Herbst aller Zeiten“: Trotz Wetterkapriolen und einer „Turbo-Ernte“ in allen Weingebieten sind die Winzer mit dem Jahrgang 2006 durchweg sehr zufrieden. Schnell musste gearbeitet werden, denn es soll ein guter Jahrgang werden. Der regenreiche Start in den Oktober sorgte in einigen Lagen für erhebliche Probleme mit Fäulnis – das drückt vor allem auf den Ertrag. Die Qualität werde dadurch aber nicht beeinträchtigt, sind sich die meisten Weinfachleute einig. Die Winzer berichten von Trauben mit idealen Zuckergraden und Säurewerten.
Die Prognose zur diesjährigen Erntemenge von zehn Millionen Hektolitern sei inzwischen auf neun Millionen nach unten korrigiert worden, berichtete der Sprecher des Deutschen Weininstituts (Mainz), Ernst Büscher, auf Anfrage. Dies ergebe sich vor allem daher, dass Winzer faule Trauben herausschneiden oder bei der Handlese am Stock hängen lassen.
Der Jahrgang 2006 gilt als Herausforderung. Kräftiger Regen während der Lese habe an vielen Orten für Fäulnis und damit für Verluste gesorgt. Zudem habe die Weinlese wegen der ungünstigen Witterung unter einem enormen Zeitdruck gestanden. Um weitere Schäden zu vermeiden, mussten die Trauben zügig geerntet werden.
Zu erwarten seien nun frische, lebendige und rassige Weine mit viel Aroma, Frucht und Fülle. Durch den sonnenreichen Juli sowie den regnerischen August habe es eine gute Mischung gegeben. Die Weintrauben konnten sich dadurch gut entwickeln. Der 2006er-Jahrgang werde eine hohe Qualität und eine fast durchschnittliche Erntemenge bringen, im Rotweinbereich hätte es allerdings mehr sein dürfen, wie ich aus eigener Erfahrung berichten darf.
Otto Schätzel vom Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Oppenheim, Racks persönlicher Pate in der Weinbruderschaft Rheinhessen, der er ebenfalls begeistert angehöre, bezeichne den aktuellen Wein in Rheinhessen als „Jahrgang mit allen Schattierungen“. Vielerorts seien Trauben mit hohen Mostgewichten herangereift, gepaart mit frischen und fruchtigen Säurewerten. Hermann Schmitt, Geschäftsführer vom Fränkischen Weinbauverband, bezeichnet das Wettrennen gegen den Regen als „spannenden Krimi mit sehr gutem Ausgang“. So habe es bei den frühen Sorten wie Müller-Thurgau und Silvaner kaum Probleme mit Fäulnis gegeben, wird auch in Unterfranken berichtet.
Die Fraktion der Weintrinker, zu der die Weinjunker zählen, werde stetig größer – bei stagnierenden Mengen. Die Leute trinken weniger aber besser – das ist die Stunde der kleinen, aber feinen Weinmacher. Falls man sich als Laie beim Weinkauf nicht nur an der Gestaltung des Etiketts orientieren will, muß man „viel selbst probieren“ – am besten direkt beim Winzer. Denn auch die besten Urteile renommierter Weinkenner, die sich durchweg auf Wettbewerbe stürzen, für welche die Weinmacher tief in die Tasche greifen müssen, nützen nichts, wenn der Weintrinker einen anderen Geschmack hat. Rudi Rack abschließend: „Deshalb lasst uns weiter suchen nach den Perlen des Weinmeeres. Gehen wir es auch in 2007 frisch an mit einem herzlichen ERGO BIBAMUS.“