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Ballvergnügen bei der Weinbruderschaft in Seligenstadt

Gepostet am Apr 22, 2006 von in Allgemein |

Seligenstadt – Einen zeitgemäßen Glanzpunkt in der 330-jährigen Geschichte des Collegium Vinum setzte die Weinbruderschaft mit ihrem ausverkauften Jubiläumsball am Samstag, 22.04.06, im Seligenstädter Riesensaal. Der einst am Rhein gegründete Zirkel führt den Begriff „Rhein-Main“ im Untertitel und den Bezug zum Main stellte der Bruderrat mit seiner Weingala an der Grenze zu Unterfranken her und mit der Aufnahme eines ehrgeizigen Weinmachers und Winzermeisterausbilders, den Großwallstädter Winzer Klaus Giegerich. Er und der Ehrenvorsitzende des Seligenstädter Heimatbundes, Dr. Peter Kappen, wurden feierlich in die Bruderschaft aufgenommen.

Mit Standarte, Fanfare und in historischen Bruderschaftsgewändern zog das Collegium Vinum unter Applaus in den Saal. Einen Prolog auf die neuen Weinbrüder hielt Brudermeister Rudi Rack und bat sie zur Bühne. Wieviele Vinifera-Sorten bekannt seien, fragte Weinmagister Karl Maria Wilhelm den angehenden Weinjunker Dr. Peter Kappen, der von etwa 8000 Rebsorten wußte, wovon aber hierzulande nur 50 von wirklicher Bedeutung seien. Auch die Frage, in welcher Flaschengröße ein Wein am schnellsten reife, beantwortete Dr. Peter Kappen auf Anhieb. „Freilich in der kleinsten Flasche, im Piccolo.“ Deshalb hätten große Gewächse, vor allem in Bordeaux, in Magnumflaschen eine große Zukunft. Die praktische Prüfung vollzog Brudermeister Rudi Rack mit der Frage, aus drei Rotweinen den nicht im Holz ausgebauten herauszuschmecken. Bedächtig prüfte Dr. Peter Kappen und fand nach reiflicher Überlegung das dritte (richtige) Glas heraus, mit der ebenfalls korrekten Antwort, dass es sich hier um einen Rheingauer Spätburgunder handeln könnte. Der von ihm ausgemachte Pinot Noir stammt vom Assmannshäuser Steil, einer der besten deutschen Rotweinlagen.

Welche Rebsorte hierzulande am häufigsten von der Edelfäule befallen und deshalb gern zur „Beerenauslese“ ausgebaut werde, wollte Weinmagister Wilhelm von Klaus Giegerich wissen. Dass der Winzermeister spontan darauf richtig antworte „Der Riesling“ verwunderte nicht. Auch die Reihenfolge der Weinverkostung, bei der die Beurteilung der Farbe an erster Stelle stehe, war korrekt. In welchem von drei Gläsern sioh der Silvaner mit dem höchsten Restzucker befinde, frage Rudi Rack nach. Nach sensorischer Prüfung erkannte Klaus Giegerich das mittlere Glas und ergänzte noch, dass die beiden anderen Weine keine Silvaner seien. „Richtig“, so Rudi Rack, der einräumte, dass die „Messlatte“ bei Profis schon mal höher gelegt werde. Aber Winzermeister Giegerich habe auch diese Hürde mit Bravour genommen. Nach Ihrem Gelöbnis erhielten die neuen Weinjunker die Bruderschaftsmedaille und die Bruderschaftsschleife. Auf die Einträge ins Goldene Buch der Weinbruderschaft sorgte Secretarius Manfred Friedrich.

„Ich schenk ein, was auf den Weinbergsfluren, gereift an schlankem Edelreis, aus huntertjährigen Kulturen der Winzer zog mit Müh‘ und Fleiß“, betonte Kellermeister Wolfgang Gottwald und füllte die Becher aller Weinjunker, die dem Publikum mit dem Trinkspruch „Ergo bibamus“ zuprosteten. Daraufhin wurde der gleichlautende Cantus angestimmt und eine beschwingte Ballnacht nahm ihren Lauf mit der von allen gefeierten Band „Surprise“ und der Mundartgruppe „Wonnegeier“, die wie ihre Gäste erfahren mussten, dass rheinhessisch kein hessisch ist. Doch beim goldenen Wein waren sich alle wieder einig.